|
Beinwunder
Der
Papst Felix,
der der achte war vor Sanct Gregorio, baute in der Ehre der Heiligen
Cosmas und Damianus zu Rom eine gar edle Kirche. In dieser Kirche
diente ein Mann den heiligen Märtyrern, dem hatte der Krebs ein ganzes
Bein gefressen. Und
siehe, als er schlief, erschienen einst Sanct Cosmas und Damianus ihrem
Diener und trugen
Salben und ärztlich Werkzeug mit sich. Sprach der Eine zum Andern "Wo
sollen wir frisch
Fleisch hernehmen,
das Loch zu füllen, da wir das faule Fleisch müssen ausschneiden?"
Sprach der Andere "Auf dem Friedhof zu Sanct Peter ist heute ein Mohr
begraben, der ist noch
frisch: von dem hole, was wir für diesen brauchen". Also lief der Eine
wol bald zu dem
Friedhof und brachte des Mohren Bein; darnach schnitten sie dem Kranken
den Schenkel ab und
setzten des Mohren Schenkel an die Stelle, und salbten die Wunde mit
Sorgfalt; das Bein
des Kranken aber taten sie an des Mohren Leib. Als der Mann erwachte
und keinen Schmerz empfand, griff er mit der Hand an die Hüfte und fand
sie ohne Fehl. Da zündete er ein Licht
an und sah, dass nichts Böses mehr an dem Beine war; und hub an zu
zweifeln, ob er es
selber wäre oder ein anderer. Aber da er wieder zu sich kam, da sprang
er in Freuden aus
seinem Bett und erzählte den Menschen, was er im Traum hatte gesehen,
und wie er wäre
geheilt worden. Die sandten eilends zu dem Grab des Mohren und fanden
den Schenkel des
Mohren abgeschnitten, und den des Geheilten in sein Grab gelegt.
|